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Buddha
Dharma
Sangha

Was ist der Dharma?

Buddhistinnen und Buddhisten nehmen Zuflucht zum Dharma. Sie bemühen sich, so zu leben, dass in eigener Erfahrung die Wahrheit des Dharma überprüfen und erkennen können. Dazu ist es zunächst einmal nötig, vorurteilsfrei aufzunehmen und korrekt zu verstehen, was der historische Buddha und seine erleuchteten Schüler eigentlich gelehrt haben. In einem nächsten Schritt wird man gründlich über diese Lehren nachdenken, sie hinterfragen und versuchen, ihre Bedeutung für das eigene Leben zu erfassen. In tiefer Meditation und Kontemplation wird man schließlich bereit, den Wahrheitsgehalt dieser Lehren tief (und jenseits bloßer Worte und Theorien) zu ergründen, zu verinnerlichen und sich von ihm verwandeln zu lassen. Das ist natürlich meistens ein ziemlich langwieriger, oft schwieriger Prozess, bei dem man immer wieder zwischen den Schritten Hören des Dharma, darüber Nachdenken und Kontemplieren wechselt und — gleichsam auf einer aufstrebenden Spirale — immer weiter fortschreitet. Mehr über die drei Schritte des Hörens, Nachdenkens und Meditierens gibt es hier.

Mit allen seinen Lehren verfolgte der Buddha nur eine einzige ganz praktische Absicht: Er wollte anderen helfen, Leiden und existenzielle Not zu überwinden. Der Buddha und seine erleuchteten Schülerinnen und Schülern waren nicht daran interessiert, theoretische oder philosophische Analysen der Wirklichkeit zu liefern. Von Menschen im Westen wird diese Tatsache oft missverstanden. Auf dem Hintergrund unserer eigenen Kultur neigen wir dazu, gewisse Aussagen, die in erster Linie pragmatisch — wenn man will, therapeutisch — gemeint sind, als quasi-wissenschaftliche Theorien oder Modelle der Wirklichkeit zu verstehen. Im buddhistischen Selbstverständnis hingegen vergleicht man den Dharma eher mit einem Finger, der auf den Mond deutet. Der Finger ist durchaus wichtig, denn er zeigt in die richtige Richtung. Man sollte ihn aber nicht mit dem Mond selbst verwechseln.

Buddhisten aller Zeiten und Orte waren sich darüber einig, dass man die von Begriffen und Vorstellungen freie, direkte Wahrheitserfahrung erleuchteter Menschen letztlich gar nicht in Worten ausdrücken kann. Insofern sind alle Versuche, sie sprachlich zu formulieren, provisorisch und irgendwie unzureichend. Ob es um eine Aussage über die ‚Wirklichkeit’ oder um bestimmte Übungsmethoden geht — es ist wichtig, im Auge zu behalten, dass wir es nur mit mit Werkzeugen oder einer Art Eselsbrücke zu tun haben. Keine Formulierung wird der Erfahrung eines Buddha ganz gerecht. Außerdem brauchen verschiedene Menschen in ihren jeweiligen Lebensumständen und angesichts ihres persönlichen Charakters eine jeweils eigene Ansprache. Jeder von uns trägt sozusagen eine persönliche, eine soziale und eine kulturelle Brille, wodurch die Wahrheit gefiltert und verzerrt wird. Damit die buddhistischen Lehrerinnen und Lehrer uns durch diese Filter überhaupt erreichen können, müssen sie die Erleuchtungserfahrung immer wieder neu ausdrücken und gemäß unseren Verständnismöglichkeiten übersetzen. Die buddhistische Überlieferung hat hierfür den Ausdruck geschickte Mittel[[Text noch in Arbeit]] geprägt.

Der Buddha selbst verglich seinen Dharma mit einem Floß: Wer über einen reißenden Fluss oder gefährlichen See setzen möchte, braucht ein wassertaugliches Gerät. Für Nichtschwimmer ist es töricht, auf ein Floß zu verzichten. Ist man aber heil ans andere Ufer angelangt, dann hat das Floß seinen Zweck erfüllt. Nun wäre es töricht, wenn es weiter mit sich zu schleppen . 

In diesem Vergleich ist der Dharma das Floß, der gefährliche Strom ist die Welt, wie Nicht-Erleuchtete sie erfahren, und wir sind die Nichtschwimmer. Zum Benutzen des Flosses gehört es, dass wir uns gut an ihm festhalten und es auf die ‚richtige’ Art und Weise bedienen — andernfalls würden wir ans diesseitige Ufer zurückgeworfen und vielleicht sogar ertrinken. Leider gibt es manche Menschen, gerade in westlichen Ländern, die das Gleichnis vom Floß missverstehen: Sie bilden sich ein, auf den Dharma und die zu ihm gehörenden Übungen verzichten zu können, weil er ja 'nur ein Floß' ist. Sie wollen stattdessen gleich die 'höchsten' Lehren üben, ohne sich auf die nötige Vorbereitung einzulassen, die vor allem in ethischer Praxis, der Übung von Großzügigkeit, Freundlichkeit, Zufriedenheit, Wahrhaftigkeit und Schlichtheit besteht.

Die buddhistischen Lehren sind also einerseits notwendig und unverzichtbar, sie behaupten aber andererseits nicht, dass sie in wortwörtlicher und letztgültiger Weise ausdrücken, was oder wie die Wahrheit ist. Wahrheit liegt jenseits von Worten. Wenn Buddhisten und Buddhistinnen Zuflucht zum Dharma nehmen, dann ist es letztlich jene höchste Wahrheit jenseits von Worten, zu der sie sich bekennen und die sie im eigenen Leben verwirklichen wollen. Nur die höchste Wahrheit kann Schutz bieten. Religiöse Bräuche, Konventionen und Glaubensartikel sind dazu nur sehr begrenzt geeignet, und manche wohl auch gar nicht.

Die im Dharma gesammelten Lehren sind als Werkzeuge und haben als solche eine sehr wichtige Funktion. Sie sind 'Eselsbrücken' im besten Sinne, unverzichtbare Geländer auf dem holprigen Weg zum Erwachen, der an gefährlichen Abgründen entlang führt. Buddhisten studieren beziehungsweise nutzen diese Lehren und finden dadurch Zugang zu jenem Erfahrungswissen, das den Buddha und seine erleuchteten Schülerinnen und Schüler in ihrem Streben nach Erleuchtung geleitet hat. In diesem Sinne sind die Dharmalehren auch heute vor allem Wegweiser zur Erleuchtung.