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Buddha
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Upanisa-Sutta, Samyutta-Nikaya II.12.23. (Übersetzung von Wilhelm Geiger)

Vorbemerkung:

Der Ausdruck upanisá ist ohne Zweifel etymologisch = skr. upanisad. Die Bedeutung aber ist eine ganz andere. Ich übersetze das Wort mit "Voraussetzung". Der Komm. II. 60.10 gibt es durch kárana, paccaya "Grund, Ursache" wieder, und diese Bedeutung ist schon durch den V. 76 des Dhammapada añña hi lábhupanisá aññá nibbánagámini "eine andere ist die Voraussetzung materiellen Gewinnes, eine andere die, die zum Nirvana führt" gesichert. Auch hier tritt im Komm. (The Commentary on the Dhammapada ed. H. C. Norman II.102) kárana an seine Stelle. Vgl. auch Anguttara I.198, IV. 351-2, Suttanipáta S. 135. - Das ganze Sutta ist eine sehr beachtenswerte Fortsetzung des Paticcasamuppáda und will zeigen, wie schließlich gerade das Leiden wieder zur Erlösung führt. Der Leidende wendet sich in seiner Not vertrauensvoll (saddhá in 14) an einen Lehrer, wird von ihm in die Heilslehre des Buddha eingeführt und gelangt, in dem Läuterungsprozeß von Stufe zu Stufe fortschreitend, schließlich zur Vollendung und zum Nirvana.

 

1. Ort der Begebenheit: Sávatthí.

2. "Bei dem Wissenden, behaupte ich, ihr Bhikkhus, bei dem Schauenden tritt die Vernichtung der weltlichen Einflüsse (*f63) ein, nicht bei dem Nichtwissenden, Nichtschauenden.

3. Was aber, ihr Bhikkhus, muß man wissen, was muß man schauen, damit Vernichtung der weltlichen Einflüsse eintritt? - So ist Form, so der Form Ursprung, so der Form Untergang; so ist Empfindung usw. -; so ist Wahrnehmung usw. -; so sind die Gestaltungen usw. -; so ist Bewußtsein, so des Bewußtseins Ursprung, so des Bewußtseins Untergang. Das, ihr Bhikkhus, muß man wissen, das muß man schauen, damit Vernichtung der weltlichen Einflüsse eintritt.

4. Das Wissen aber, ihr Bhikkhus, das man von der Vernichtung (der weltlichen Einflüsse) besitzt; das hat, behaupte ich, seine Voraussetzung, es ist nicht ohne Voraussetzung.

5. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Wissen von der Vernichtung (der weltlichen Einflüsse) die Voraussetzung? Die Erlösung, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Erlösung, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

6. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Erlösung die Voraussetzung? Das Verschwinden, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Verschwinden, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

7. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Verschwinden die Voraussetzung? Der Widerwille (*f64), muß man hierauf erwidern. Aber auch der Widerwille, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

8. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für den Widerwillen die Voraussetzung? Das Wissen und Schauen der (Dinge in ihrer) Wirklichkeit, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Wissen und Schauen der (Dinge in ihrer) Wirklichkeit, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

9. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Wissen und Schauen der (Dinge in ihrer) Wirklichkeit die Voraussetzung? Die geistige Sammlung, muß man hierauf erwidern. Aber auch die geistige Sammlung, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

10. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die geistige Sammlung die Voraussetzung? Die Wonne (*f65muß) man hierauf erwidern. Aber auch die Wonne, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

11. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Wonne die Voraussetzung? Der Seelenfriede, muß man hierauf erwidern. Aber auch der Seelenfriede, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

12. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für den Seelenfrieden die Voraussetzung? Die Freude, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Freude, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

13. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Freude die Voraussetzung? Das Wohlgefallen, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Wohlgefallen, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

14. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Wohlgefallen die Voraussetzung? Der Glaube (*f66) muß man hierauf erwidern. Aber auch der Glaube, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

15. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für den Glauben die Voraussetzung? Das Leiden, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Leiden, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

16. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Leiden die Voraussetzung? Die Geburt, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Geburt, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

17. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Geburt die Voraussetzung? Das Werden, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Werden, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

18. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Werden die Voraussetzung? Das Erfassen, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Erfassen, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

19. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Erfassen die Voraussetzung? Der Durst, muß man hierauf erwidern. Aber auch der Durst, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

20. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für den Durst die Voraussetzung? Die Empfindung, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Empfindung, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

21. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Empfindung die Voraussetzung? Die Berührung, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Berührung, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat ihre Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

22. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Berührung die Voraussetzung? Die sechs Sinnesbereiche, muß man hierauf erwidern. Aber auch die sechs Sinnesbereiche, behaupte ich, ihr Bhikkhus, haben ihre Voraussetzung, sind nicht ohne Voraussetzung.

23. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die sechs Sinnesbereiche die Voraussetzung? Name und Form, muß man hierauf erwidern. Aber auch Name und Form, behaupteich, ihr Bhikkhus, haben ihre Voraussetzung, sind nicht ohne Voraussetzung.

24. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für Name und Form die Voraussetzung? Das Bewußtsein, muß man hierauf erwidern. Aber auch das Bewußtsein, behaupte ich, ihr Bhikkhus, hat seine Voraussetzung, ist nicht ohne Voraussetzung.

25. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für das Bewußtsein die Voraussetzung? Die Gestaltungen, muß man hierauf erwidern. Aber auch die Gestaltungen, behaupte ich, ihr Bhikkhus, haben ihre Voraussetzung, sind nicht ohne Voraussetzung.

26. Welches ist aber, ihr Bhikkhus, für die Gestaltungen die Voraussetzung? Das Nichtwissen, muß man hierauf erwidern.

27. So also, ihr Bhikkhus, haben das Nichtwissen zur Voraussetzung die Gestaltungen; die Gestaltungen zur Voraussetzung hat das Bewußtsein; das Bewußtsein zur Voraussetzung haben Name und Form; Name und Form zur Voraussetzung haben die sechs Sinnesbereiche; die sechs Sinnesbereiche zur Voraussetzung hat die Berührung; die Berührung zur Voraussetzung hat die Empfindung; die Empfindung zur Voraussetzung hat der Durst; den Durst zur Voraussetzung hat das Erfassen; das Erfassen zur Voraussetzung hat das Werden; das Werden zur Voraussetzung hat die Geburt; die Geburt zur Voraussetzung hat das Leiden; das Leiden zur Voraussetzung hat der Glaube; den Glauben zur Voraussetzung hat das Wohlgefallen; das Wohlgefallen zur Voraussetzung hat die Freude; die Freude zur Voraussetzung hat der Seelenfriede; den Seelenfrieden zur Voraussetzung hat die Wonne die Wonne zur Voraussetzung hat die geistige Sammlung; die geistige Sammlung zur Voraussetzung hat das Wissen und Schauen der (Dinge in ihrer) Wirklichkeit; das Wissen und Schauen der (Dinge in ihrer) Wirklichkeit zur Voraussetzung hat der Widerwille; den Widerwillen zur Voraussetzung hat das Verschwinden; das Verschwinden zur Voraussetzung hat die Erlösung; die Erlösung zur Voraussetzung hat das Wissen von der Vernichtung (der weltlichen Einflüsse).

28. Gerade so wie wenn oben auf dem Gebirge Gott in schweren Tropfen regnen läßt (*f67), wie da das abwärts strömende Wasser die KIüfte, Spalten und Rinnen im Gebirge ausfüllt. Wenn die Klüfte voll sind, füllen sich die kleinen Tümpel; wenn die kleinen Tümpel voll sind, füllen sich die großen Tümpel; wenn die großen Tümpel voll sind, füllen sich die kleinen Flüsse; wenn die kleinen Flüsse voll sind, füllen sich die großen Ströme; wenn die großen Ströme voll sind, füllen sie das große Meer, den Ozean.

29. Ebenso haben, ihr Bhikkhus, das Nichtwissen zur Voraussetzung die Gestaltungen, die Gestaltungen zur Voraussetzung hat das Bewußtsein usw. usw. = 27 . . . die Erlösung zur Voraussetzung hat das Wissen von der Vernichtung (der weltlichen Einflüsse)."

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(*f63) P. ásavánam khayo. Mrs. Rhys Davids (Samyutta II. S. 25) übersetzt ásavá mit "intoxicants"; R.O. Franke (Dígha, S. 83, Anm. 1) mit "weltliche Schwächen". Das Wort ist aufs engste verwandt mit kilesá "Trübungen, Befleckungen." Beide Begriffe verhalten sich wie Ursache und Wirkung. Durch die "Einflüsse" der empirischen Dinge auf unser Denken entstehen in diesem die "Trübungen", welche die Erkenntnis der Wahrheit und damit die Erlösung verhindern.

(*f64) Über virága "Verschwinden" in 6 und nibbdá "Widerwille" in 7 vgl. oben Einleitung zu Sutta 16s12_16.

(*f65) Die Begriffe in 10-13 sukha "Wonne", passaddhi "Seelenfriede", píti "Freude", pámojja "Wohlgefallen" drücken die im Verlauf des Fortschreitens auf dem Heilswege sich steigernden inneren Glücksempfindungen aus, die schließlich im samádhi mit den aus ihm hervorgehenden jhána's den "Versenkungen" gipfeln. Von diesen Empfindungen ist pámojja die unterste, sukha die höchste Stufe. Über samádhi und jhána vgl. F. Heiler, Die buddhistische Versenkung (1922), S. 15.

(*f66) Über saddhá "Glaube" s. M. und W. Geiger, Páli Dhamma, S. 47, N. 1. Das Wort bezeichnet die erste Stufe auf dem zur Erlösung führenden Weg, das "Vertrauen" zu einem Lehrer, von dem man hofft, daß er diesen Weg zeigen kann, und den "Glauben" an ihn. Man vergleiche die verwandte Bedeutung von skr. sraddhá bei Oldenberg, Religion des Veda, S. 565, Anm. 3 (2. Aufl. S. 566, Anm. 4). Vgl. auch ders., Zeitschr. d. D. Morgenl. Ges. 50, S. 448 ff.

(*f67) Das gleiche Bild auch Anguttara I. 243, II.140 und kürzer Milindapañhá, ed. Trenkner S. 35-36. Nach dem Kommentar II. 70 ist der Unterschied zwischen kandara "Kluft", padara "Spalt" und sákhá "Rinne" diese: k. bezeichnet die vom Wasser ausgewaschenen Schluchten, P. die Risse, die sich im Boden bilden, wenn es eine Zeit lang nicht geregnet hat, s. die Wasserrinnen, die in die Tümpel oder Pfuhle einmünden.

Entnommen aus: Die Reden des Buddha. Gruppierte Sammlung. Samyutta Nikaya. Aus dem Palikanon übersetzt von Wilhelm Geiger, Nyanaponika Mahathera, Hellmuth Hecker, Herrnschrot 1997, Buch II, S. 43 ff.