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Die zweite edle Wahrheit: Leiden entsteht durch Durst

Es ist eine ziemlich natürliche menschliche Neigung, dass wir unsere Schwierigkeiten äußeren Umständen anlasten. Wir suchen die Ursachen für unseren Schmerz oft nicht in uns selbst, sondern halten uns für unschuldige Opfer äußerer Mächte. So verzerrt diese Wahrnehmung auch ist, steckt doch ironischerweise ein Körnchen Wahrheit darin. Tief im Innersten sind wir eigentlich ganz in Ordnung, und es scheint, als hätten wir irgendwie noch eine Ahnung davon. Ursprünglich ist unser Herzgeist*** vollkommen rein und klar, nur hat sich mit dem Aufbau und der Zementierung unserer Ich-Identifizierung samt allen ihren unerfreulichen Begleiterscheinungen ziemlich viel Staub und Schmutz in ihm abgelagert. So viel, dass wir diese Ablagerungen nun für das eigentlich Wahre und Gute halten. Unser ,Ich', in Bezug auf das wir irgendwo im tiefsten Herzen spüren, dass es eigentlich nicht ganz echt und glaubwürdig ist, versucht, alle möglichen Dinge zu ergreifen und festzuhalten (oder auch abzuwehren und zu verleugnen). Indem wir das tun, missachten wir das Wesen der Realität. Da diese Realität aber ist, wie sie ist, kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo alle unsere Versuche sie zu manipulieren, offensichtlich gescheitert sind. Das tut weh, unter Umständen sehr weh. Wir leiden.

Natürlich können äußere Faktoren durchaus zu unserem Glück beitragen. Der Buddha leugnet das nicht und will es auch nicht abwerten. Eher würde er sagen, dass diese äußeren Faktoren weitgehend außerhalb unserer Kontrolle liegen und wir ihnen deshalb nicht zu viel Gewicht geben sollten. Wir können das ziemlich leicht überprüfen, wenn wir nur einmal an existenzielle Erfahrungen wie Alter, Krankheit und Tod denken.

Dennoch greifen wir nach allen möglichen Objekten, - nach Menschen, Dingen, Status, Meinungen und so weiter — und hoffen, auf diese Weise Frieden und Zufriedenheit zu finden und dem Leiden zu entgehen. Doch das sind falsche Zufluchten, die uns enttäuschen werden. Wir machen zwei große Fehler, wenn wir auf sie vertrauen: Erstens unterstellen wir, dass es da wirklich diese Objekte gibt, die wir besitzen könnten und die uns glücklich machen werden. In Wirklichkeit aber gibt es nur sich immerfort verändernde Prozesse. Selbst wenn wir durch den Besitz eines erstrebten Objekts ein Menge Freude erleben, können wir es doch nicht halten. Es rinnt uns wie Sand durch die Finger. Zweitens begreifen wir auch uns selbst als eine Art von Objekt, nämlich als Subjekt: Wir glauben, dass Glück dadurch erreichbar sei, dass Subjekte Objekte besitzen. Wir würden das Leben ganz anders erfahren, wenn wir diese beiden Fehler nicht machten.

Indem der Buddha tanha, `Durst' als die wesentliche Bedingung von dukkha diagnostizierte, stellte er klar, dass Leiden — und damit der ganze Kreislauf von Samsara — wesentlich von bestimmten mentalen Trübungen verursacht wird, den so genannten klesas, die im nächsten Abschnitt besprochen werden. Aufgrund unserer sehr tief sitzenden, großenteils vorbewussten Täuschung über uns selbst und die Welt produzieren wir immer wieder Ergebnisse, die wir eigentlich nicht haben wollten. Manche Dinge oder Personen erscheinen uns als besonders schön, reizvoll und viel versprechend. Wir begehren sie, wollen mit ihnen verbunden sein und haften an ihnen. Dabei blenden wir alle jene Aspekte aus, die mit unseren Wünschen nicht vereinbar sind. In ähnlicher Weise erscheinen uns andere Dinge und Personen als eher hässlich, unangenehm und abstoßend. Wir versuchen sie zu vermeiden oder aus unserem Leben auszuschließen und reagieren aggressiv und feindselig, wenn sie uns zu nahe kommen. Die natürliche Stille des Herzgeistes wird dadurch aufgewühlt und gerät außer Balance. Wir fühlen uns unwohl und versuchen durch weitere — meistens wiederum verblendete — Reaktionen ein Wohlgefühl herzustellen.